Ortsverband

Der Krieg in der Ukraine, der sog. Kornkammer Europas, rückt die Lebensmittelversorgung als Herausforderung bei uns und insbesondere global in den Fokus. Einzelne Länder Nordafrikas, wie beispielsweise Ägypten, importieren bis zu 80 % ihres Weizens aus der Ukraine und Russland. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) geht inzwischen wegen des Krieges in Europa von einer bevorstehenden globalen Hungerkrise aus.

Daher widerstrebt es vielen Landwirtinnen und Landwirten auch bei uns in der Zülpicher Börde, einer ackerbaulichen Gunstregion u.a. für die Getreideproduktion, aus ethischen Gründen ab dem kommenden Jahr 4 % ihrer Anbauflächen nach EU-Vorgabe (Flächenstilllegung) aus der Produktion nehmen zu müssen, erklärt der FDP-Stadtverordneter und Diplom-Agraringenieur Hans-Joachim Schaefer.

Die von dem Rommerskirchener Landwirt und Agrar-Blogger Dr. Willi Kremer-Schillings („Bauer Willi“) ins Leben gerufene Aktion #grueneVier – gegen den Hunger, die auch von der hiesigen Initiative „Land schafft Verbindung“ (LsV) unterstützt wird, soll nun bundesweit als ein äußeres Zeichen und eine Aufforderung an die EU-Kommission verstanden werden, die Flächenstilllegung zeitweise auszusetzen.

Die EU-weite Flächenstilllegung würde bedeuten, dass die Ackerflächen von Österreich, Niederlanden, Belgien, Portugal und Luxemburg zusammen ab diesem Herbst in Höhe von 4,22 Mio. ha nicht mehr genutzt werden dürfen. Bezogen auf den Durchschnittsertrag in der EU von 6,1 t/ha Weizen könnten auf dieser Fläche 25,7 Mio. t Weizen bereitgestellt werden. Die afrikanischen Länder Ägypten, Tunesien, Algerien, Marokko und Äthiopien haben aktuell einen Importbedarf in Höhe von 28,5 Mio. t,  nur um hier mal die Zahlen ins Verhältnis zu setzen, so Dr. Kremer-Schillings.

Auch die FDP Euskirchen spricht sich aufgrund den sich schon jetzt abzeichnenden Verwerfungen im Bereich der Versorgungssicherheit u.a. bei Getreide entschieden für eine Aussetzung der ideologisch motivierten 4 % Flächenstilllegungsverpflichtung aus. Ebenso spricht sie sich, anders als von SPD und Grünen im Stadtrat gefordert (!), gegen den Flächenentzug an hochwertigen Ackerbau-Standorten im Euskirchener Stadtgebiet aus, wie dies bei weiteren flächenintensiven Erneuerbare-Energien-Projekten, wie Freiflächen-Photovoltaikanlagen, der Fall wäre. Beides ist vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und der damit zusammenhängenden signifikant verringerten Getreideproduktion weder ethisch noch sozial auch in Bezug auf die hiesige Region nicht länger zu vertreten.

 

Bild: Dr. W. Kremer-Schillings